Aktionsprogramm Insektenschutz

Ein Desaster für die Landwirtschaft und für die Insekten

Moin Leute,

am 10. Februar soll das neue Insektenschutz und die Pflanzenschutzanwendungs-verordnung verabschiedet werden. Diese sollen einen Rechtsrahmen für den Insektenschutz bieten. Vom Grundgedanken her unterstützen wir natürlich Maßnahmen zum Insektenschutz und wir setzen bereits viele solcher Maßnahmen um. Ohne Insekten wäre keine Landwirtschaft möglich! Doch die aktuellen Entwürfe sorgen bei uns Landwirten für sehr viel Ärger. Welche Gründe es für diesen Ärger gibt, haben wir (meine Berufskollegen und ich) in einem Video zusammengefasst.

Wir Landwirte sind nicht gegen den Insekten- und Umweltschutz. Ganz im Gegenteil. Doch der Ärger über die Art und Weise ist berechtigt und ich möchte noch einige Punkte hervorheben:

  1. Die Verbotspolitik ist in Mode gekommen. Gerade von Seiten des Bundesumweltministeriums wird im Bereich der Landwirtschaft viel mit Verboten gearbeitet. Doch auch andere Ministerien legen da fleißig nach. Man ist nicht mehr gewillt gemeinsam nach praktikablen Lösung zu suchen. Ideologie ist der Antrieb einer solchen Politik und das will man sich auf Dauer nicht gefallen lassen.
  2. Die Maßnahmen und der Einsatz der Landwirte wird nicht wertgeschätzt. Diese Art der Politik zeugt von Überheblichkeit und Arroganz. Man ist gar nicht mehr gewillt gemeinsam nach praktikablen Lösungen zu suchen, sondern verbietet einfach.
  3. Einige Verbote kommen einer Enteignung gleich. Flächen können durch gewisse Einschränkungen nicht mehr bewirtschaftet werden. Dies bedeutet für einige Betriebe erhebliche wirtschaftliche Einbußen. Es geht insgesamt um mehrere 10.000 ha, die davon betroffen sind. Für die betroffenen Flächen wird es keinen finanziellen Ausgleich geben.
  4. In vielen Regionen bemühen sich Landwirte um freiwillige und kooperative Maßnahmen (z.B. Vertragsnaturschutz in NRW), um aktiv Umweltschutz zu betreiben und damit auch die Insekten zu schützen. Die Gesetze können und werden dazu führen, dass viele dieser Maßnahmen aufgegeben werden bzw. nicht mehr möglich sind.

Jetzt werde ich in der letzten Zeit immer wieder gefragt, wie meine Lösungsvorschläge aussehen. Wer kritisiert, muss auch konstruktiv werden. Da stimme ich natürlich voll und ganz zu. Deshalb möchte ich ein paar Dinge nennen.

  1. Es gibt nicht die Lösung für ganz Deutschland oder ganz Europa. Von diesem Gedanken muss man sich verabschieden. Wir brauchen regional angepasste und so auch nahhaltige Lösungen, die zusammen mit Politik, Umweltverbänden und Landwirten erarbeitet werden und dann auch vernünftig finanziert werden müssen.
  2. Es gibt zum Beispiel das F.R.A.N.Z-Projekt. Hier erarbeiten Naturschützer und Landwirte gemeinsam, Maßnahmen, die dem Naturschutz dienen, praxistauglich und wirtschaftlich tragfähig sind. Dazu gibt es sogenannte Demonstrationsbetriebe, die diese Maßnahmen testen. So werden regional sinnvolle Maßnahmen entwickelt, die später von vielen Betrieben umgesetzt werden können.
  3. In Sachsen-Anhalt läuft ein Modellprojekt für den kooperativen Naturschutz. Hierbei werden Naturschutzmaßnahmen in einem Naturraum zwischen den Betrieben koordiniert, sodass auch hier regional sinnvolle, zusammenhängende und nachhaltige Konzepte entstehen können. Weiter Infos findet ihr hier. Auch ich darf Teil von diesem Modellprojekt sein und werde regelmäßig darüber berichten.

Ich sehe aktuell den politischen Willen nicht, einen sinnvollen und nachhaltigen Umweltschutz umsetzen zu wollen. Gerade das Umweltministerium versucht wie gesagt durch Verbote diesen Umweltschutz zu erreichen. Ich kann Landwirten und deren Familien nicht einfach ihre Existenzgrundlage nehmen und hoffen, dass dies zu mehr Umweltschutz führen wird.

Zur Wahrheit gehört auch, dass Umwelt und Naturschutz Geld kostet. Die Flächen müssen bereitgestellt, gepflegt und kontrolliert werden. Das geht am Besten gemeinsam mit den Landwirten. Vielleicht kann das Umweltministerium ja ein paar teure Beraterverträge (siehe hier) auflösen und dieses Geld für den Umweltschutz nutzen (Diesen Seitenhieb kann ich mir nicht verkneifen).

Mein Aufforderung und gleichzeitig auch mein Angebot lautet: Lasst uns endlich einen Umwelt und Naturschutz starten, der klare Ziele verfolgt, an die jeweiligen Region angepasst, sinnvoll und nachhaltig ist. Konzepte und Ideen sind da und wir als Landwirte sind bereit den Weg gemeinsam zu gehen und zu gestalten. Aber eine Verbotspolitik von oben herab wird nicht mehr funktionieren!

Insektenschutz ist extrem wichtig. Doch so wie dieser gerade umgesetzt werden soll schadet er der Landwirtschaft und den Insekten.

Schöne Grüße

Euer Ackerbauer Phillip Krainbring

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