ZUVERSICHT ODER VERZWEIFLUNG?

Eine Frage der Einstellung! Doch ist es so einfach?

Fast zu vergleichen mit der Frage: „Ist das Glas halb voll oder halb leer?“
Die meisten, denen ich die Frage in meinem Umfeld, in der Landwirtschaft und außerhalb der Landwirtschaft in den letzten Wochen gestellt habe, die sagen:
Das Fass ist längst übergelaufen!

Vor fast sechs Jahren habe ich eine Tür geöffnet. Die Tür zum Schweinestall, auf meinem Ausbildungsbetrieb zur Landwirtin. Das war so viel mehr, wie eine Tür öffnen. Das war ein explosives Gefühl, ein öffnen mit vielen Fragezeichen, ein öffnen mit viele Antworten! Sechs Jahre lang hat mich dieses explosive, intensive Gefühl begleitet und mich so stark angetrieben einen Beitrag zu leisten, gemeinsam im hier und jetzt zu leben und eine Zukunft zu gestalten. 

Landwirtschaft, Bauern, Wertschöpfungskette, Lebensmittelproduktion, Wertschätzung, Familienunternehmen, Umweltschutz, Insektenschutz, Deutschland, Europa, International. Starke Worte die dastehen, ohne Verbindungswörter. Doch haben sie nicht eigentlich eine direkte Verbindung, die man gar nicht extra benennen muss? Ist das alles so klar? Was steckt hinter den Worten?

Vor allem steckt eines dahinter; eine Meinung. Ich bin sehr froh, dass jeder seine eigene Meinung haben darf. Oft bildet sich eine Meinung durch ein populäres Bild, durch populäre Stimmung, durch Gemeinschaft. Die Landwirtschaft ist eine kleine Gemeinschaft, eine immer kleiner werdende.
Warum ist das so? Verdammt nochmal warum schaffen wir uns gerade selbst ab?

Mein Vater hat oft gesagt, ,,Das Kind muss erst in den Brunnen fallen, dann ändert sich was.“
Meiner Meinung nach ist es das schon! Der Selbstversorgungsgrad sinkt und die Importe steigen. Regionalität ist doch in aller Munde, wortwörtlich ist das aber nicht so!
Bildlich gesprochen sieht der nächste Sommer so aus: Die Bratwurst vom Schwein aus China, das vegetarische Sojaschnitzel aus Amerika oder Brasilien auf dem Grill angefeuert mit Maisspindeln als Holzkohlenersatz, ganz dem nachhaltigen Gedanken gefolgt. Dazu Salat aus Spanien mit Tomaten aus den Niederlanden und Öl aus Italien. & wo wird gegessen? Auf dem Grünland beim ehemaligen Bauern nebenan, begleitet von ein paar Alpakas als voll domestizierte Haustiere im Anschluss an eine Alpaka Wanderung durch die Naturschutz- und Insektenschutzwiesen. Immer auf der Jagd nach dem perfekten Foto zum teilen mit den Freunden auf der ganzen Welt, auf der Jagd nach Anerkennung durch Likes. Nach der Veranstaltung geht’s mit einem echt guten Gefühl und Heimatverbundenheit nach Hause. Kurzfristig ein netter Ausflug, mittelfristig eine regionale Katastrophe, langfristig eine globale. Oder sind wir da nicht jetzt schon mittendrin?

Bei mir in Münster ist derzeit alles eingeschneit, wer dachte die Pandemie bringt das gesellschaftliche Leben zum Erliegen, der Schnee ist der Pandemie weit voraus! Doch wirkt er friedlicher, so Weiß und bietet Weitblick. Doch dafür bin ich zu müde. Mein explosives Gefühl ist noch in mir, doch fühlt es sich viel explosiver an! Es fühlt sich an als würde es bald explodieren, es brodelt und es macht mir richtig Angst! Was wir brauchen ist wieder einen Bezug, ein Bewusstsein, ein Wert für Lebensmittel!
Es ist schon viel zu spät und umso wichtiger ist ein Umdenken Jetzt! Jetzt sofort!
Das was wir uns wünschen; familiengeführte, kulturprägende landwirtschaftliche Betriebe mit individuellem Gesicht hinter dem produzierten Lebensmittel und einer Vielfalt, genau das schaffen wir ab. Durch ungleiche Bedingungen am Markt, durch von Stimmungsbildern und Trendbestimmten politischen Rahmenbedingungen, schlichtweg durch eine Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit!  
Gestern noch in einer Konferenz in der die Idee von KI (künstliche Intelligenz) zur Nachverfolgung vom Acker auf den Teller besprochen wird, heute in einer Konferenz in der weitere 3 Kollegen mitteilen, dass sie den Betrieb aufgeben werden. Eine Abwechslung, die ich mir nicht gewünscht habe im beruflichen Alltag aber mit meiner Generation wohl stark dazu beigetragen habe.

Zuversicht!

Ich hau jetzt nicht in den Sack! Ich möchte Zukunft mitgestalten und gehe dafür auch gern mit dem Kopf durch die Wand, Markt auf den Kopf stellen und MACHEN. www.bauernbox.com ein Macherprojekt für die regionale Produktion einschließlich eigener Vermarktung – gemeinsam und genossenschaftlich. Für mich ein Gestaltungsansatz für unsere Zukunft.

Das war ein Update von mir, für mich ein sehr persönliches, ihr wisst jetzt was mich bewegt und wie ich gemeinsam anpacken will und in dem steckt auch ein wenig die Wahrheit warum das letzte Jahr hier so wenig von mir an Input kam. Ich war einfach zu müde. Wozu ich hier mehr erzählen möchte, zur Vermarktung und Kommunikation. Das ist der Bereich in dem ich von vielen Stimmen bereichert werde und das möchte ich euch erzählen, neben Phillip dem Praktiker auf dem Acker.

Frische Grüße, Anni

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