Die Frage aus der Headline treibt mich die letzten Wochen und Monate sehr um. Besonders im Bezug auf den Dialog mit Entscheidungsträgern und politischen Institutionen. Lohnt es sich wirklich noch in den Dialog zu treten? Ist es die Zeit, die man investiert wirklich noch wert? Gibt es tatsächlich einen Dialog oder sind viele der Gespräche und Diskussionen nur Scheindebatten?
Der Start und die Bekanntgabe des „Dialognetzwerks“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums & des Bundesumweltministeriums haben die Gedanken nochmals verstärkt. Ich kann nicht genau hinter die Kulissen schauen und weiß daher nicht nach welchen Kriterien ausgewählt worden ist. Doch ich bin sehr überrascht, dass viele innovative Kollegen, die allerdings auch sehr gradlinig und dabei konstruktiv kritisch an solche Aufgaben herangehen, es nicht geschafft haben. Versteht mich nicht falsch! Ich will niemanden aus dem Netzwerk zu Nahe treten. Aber die Nichtauswahl bestätigt meine Beobachtungen aus der letzten Zeit.
Kritische Stimmen werden kaum noch (an)gehört
Auch dies musste ich in der Vergangenheit immer wieder selbst erfahren. Bei zu viel „Kritik“ kommt gerne der Vorwurf, dass man sich ja aufs „Jammern“ eingestellt hat und nicht an Lösungen interessiert ist. Ich versuche immer konstruktiv zu bleiben. Ehrlicherweise gelingt mir das natürlich nicht immer, denn auch bei mir steckt manchmal viel Emotion dahinter. Mir vorzuwerfen, dass ich nicht an Lösungen interessiert bin, wird der Sache aber nicht gerecht. Politische Entscheidungsträger entledigt sich auf diesem Weg (Ihr wollt euch ja nur beschweren) der Kritik und beschäftigt sich dann nicht mehr damit. Ist man „zu kritisch“ wird man einfach nicht mehr angehört und zum Teil ignoriert.
Mein Eindruck: Diese Gespräche/Termine sind dann zu anstrengend und lohnen sich nicht.
Ist es ein Dialog, wenn das Ergebnis schon feststeht?
Der Dialog mit NGOs oder ideologiegetrieben Politikern ist meiner Meinung nach die Mühe oft nicht wert. Die Richtung und die Ergebnisse des „Dialogs“ stehen oft schon fest und es wird nicht offen in die Diskussion gestartet. Argumenten und Fakten spielen oft keine Rolle, da gewisse Themen und Vorstellungen umgesetzte werden sollen.
Leider wird dieser Eindruck auch immer stärker bei Projekten, Institutionen und Organisationen, die eigentlich behaupten etwas für die Landwirtschaft zu tun. Es wird gesagt, dass man etwas für die Branche tun möchte, wissen möchte welche Probleme da sind und dann gemeinsam Lösungen erarbeiten will. Doch in der Realität sieht es auch hier leider anders aus. Die Vorstellung wie man der Branche „helfen“ möchte hat oft nichts mit der Lebensrealität auf den landwirtschaftlichen Betrieben zu tun. Sobald man dies klarstellen möchte, ist man aus diesem „Dialog“ dann auch raus.
Dialog mit den Medien
Eigentlich war der Eintrag hier schon fertig. Doch diesen Einschub muss ich nach der Sendung 3nach9 noch hinzufügen. Zu Gast waren unter anderem Hannes Jaenicke und Sky du Mont. Als ich diesen Ausschnitt gesehen habe, war ich wirklich schockiert. 1. Ohne rot zu werden haben Herr Jaenicke und Herr du Mont Lügen verbreitet. 2. Die Moderatoren ( Judith Rakers und Giovanni di Lorenzo) hielten es nicht für notwendig auch mal kritisch zu hinterfragen, sondern stimmten munter mit ein. 3. Wirkte es für mich teilweise wie ein Drehbuch und einstudiert. Natürlich löste diese Sendung viel Kritik aus und viele Leute haben darauf reagiert. Es wurden Kommentar geschrieben, Videos verfasst und noch vieles mehr…. Und da kam für mich die nächste „Überraschung“ (okay so wirklich war ich nicht mehr überrascht). Es gab keine Reaktionen auf die Kritik. Besonders deutlich kann man es bei Instagram und Facebook sehen. Auf positive Kommentare wurde sofort reagiert und auf die kritischen Reaktionen gab es keine Antwort oder sie wurden sogar gelöscht. Das Verständnis von Ausgewogenheit (auch wenn es sich hier um eine Talkshow handelt) ist schon spannend.
Als Journalist hat man eine Verantwortung. Dieser Verantwortung ist man in diesem Fall nicht im Ansatz nach gekommen. Ist ein Dialog seitens der Medien noch gewünscht oder geht es darum vorgefertigte Meinungen an die Menschen weiterzugeben? Ich lasse das mal als offene Frage hier stehen.
Wie geht es weiter?
Der Dialog ist in vielen Bereichen in eine Sackgasse gelaufen und lohnt sich aus meiner Sicht immer weniger. Und bevor jetzt gleich das großer ABER von allen Seiten kommt. Ja auch wir als Landwirte müssen manchmal offener an den Dialog herantreten und haben da in der Vergangenheit auch nicht immer geglänzt. Dennoch sind müssen wir die tägliche Arbeit erledigen und sehen die Probleme und Herausforderungen jeden Tag. Da wäre es schön, wenn man uns nicht immer nur erzählen will, wie wir unsere Arbeit besser machen könnten.
Aus meiner Sicht bleibt es weiterhin wichtig auf Fehlentwicklungen deutlich hinzuweisen. Aufgrund der vergangenen Erfahrungen werde ich aktiv nur noch sehr ausgewählt den Dialog suchen. Der Faktor Zeit spielt hierbei auch eine sehr wichtige Rolle. Jeder Termin/Jedes Gespräch geht von meiner Freizeit und meiner Familienzeit ab.
Der Text wirkt ein wenige frustriert. Eine Zeit lang war ich es ehrlich gesagt auch. Aktuell ist es aber nicht mehr so. Getroffene Entscheidungen können manchmal sehr beruhigend sein.
Klar ist für mich aber auch, dass ich die Tür nicht zuschlagen werde, wenn das Gespräch/der Dialog mit uns/mir ehrlich gesucht wird.
Schöne Grüße
Euer Ackerbauer Phillip Krainbring
Lieber Phillip
hälst Du es für möglich, dass es noch andere innovative, gradlinige Kollegen gibt, du Du nicht kennst und die im neuen Netzwerk vertreten sind?
Natürlich halte ich es für möglich. Es ging mir auch nicht, um diejenigen die ausgewählt worden sind, sondern um die, die nicht ausgewählt worden sind. Ich greife niemanden an, der in diesem Netzwerk sitzt. Allerdings passt die Nichtauswahl einiger für mich sehr ins Bild, welches ich die letzten Monate gesehen habe.