Die Bauernmilliarde

Gut gemeint? Schlecht gemacht!

Moin Leute,

Vor knapp einem Jahr habe ich über die sogenannte Bauernmilliarde geschrieben. (Zur Erinnerung, hier der Link dazu) Damals war noch überhaupt nicht klar, wie dieses Geld bei den Landwirten ankommen sollte. Doch schon damals habe ich mich (wie viele andere auch) sehr darüber geärgert und ich habe befürchtet, dass nicht viel von diesem Geld auch wirklich bei den Betrieben hängen bleiben wird.

Zum Ende des letztens Jahres war dann endlich klar, wie die Milliarde eingesetzt wird. Das Geld wird im Rahmen eines Investitionsprogrammes der Landwirtschaft „zur Verfügung“ gestellt. Ab dem 11. Januar 2021 können Landwirte und landwirtschaftliche Lohnunternehmen Zuschüsse zu Investitionen in besonders umwelt- und klimaschonende Bewirtschaftungsweisen beantragen. Besonders „umwelt- und klimaschonend“….das klingt doch richtig gut. Gefördert werden zum Beispiel Maschinen, die Düngemittel und Pflanzenschutzmittel besonders exakt ausbringen können, Maschinen für eine mechanische Unkrautbekämpfung oder bauliche Anlagen zur emissionsarmen Lagerung von Wirtschaftsdüngern. Es gibt eine lange Liste, in der alle Hersteller, die förderfähig sind, aufgelistet werden. Bis zu 40% beträgt der Zuschuss. Der Rest muss dann über einen zinsgünstigen Kredit der Rentenbank finanziert werden.

Klingt doch soweit alles ganz gut. Warum bin ich damit also nicht zufrieden bzw. ärgere ich mich darüber?

  1. Die Förderung sehe ich in erster Linie als Konjunkturprogramm für die Baubranche und die Industrie. Gefördert werden Neumaschinen. Würde es wirklich darum gehen, die Landwirtschaft zu unterstützen, hätten auch gute Gebrauchtmaschinen, die die „umwelt- und klimaschonenden“ Bedingungen erfüllen, gefördert werden müssen. Dies hätte den Geldbeutel der Betriebe deutlich weniger belastet.
  2. Der Markt für gebrauchte Maschinen wird teilweise ganz schön zusammen brechen. Wenn ein Landwirt sich eine neue Maschine kauft, braucht er das alte Gerät in den meisten Fällen nicht mehr. Da durch so ein Programm auf einmal sehr viele Geräte (gerade im Bereich Düngerstreuer und Pflanzenschutzspritzen) verfügbar sein werden, wird der Preis dafür stark sinken. Also ein weiterer finanzieller Einschnitt, den die Landwirte hinnehmen müssen.
  3. Alle Betriebe, die in den letzten zwei bis drei Jahren aus Überzeugung in neue Technik investiert haben, um sich im Bereich Umwelt- und Klimaschutz zu verbessern, gucken in die Röhre. Ganz deutlich gesagt, werden diese Betriebe für Ihre Überzeugung bestraft. Wäre es wirklich um die Unterstützung der Landwirtschaft gegangen, hätten diese Betriebe die Möglichkeit haben sollen die Förderung im Nachhinein noch zu bekommen. Doch dann werden keine zusätzlichen neuen Maschinen gekauft….
  4. Um ganz ehrlich zu sein, sehe ich den besonders „umwelt- und klimaschonenden“ Aspekt kaum (Daher habe ich es auch immer in Anführungszeichen gesetzt). Wir brauchen langfristige und nachhaltige Konzepte. Diese Konzepte müssen darauf ausgelegt sein in den Bereichen Umweltschutz, Ressourceneffizienz und Klimaschutz Erfolge zu bringen und die gleichzeitig die Wertschöpfung auf den Betriebe zu verbessern. Das Geld wäre sinnvoller angelegt in Fort- und Ausbildung, Erarbeitung und Erforschung neuer Methoden und Anbaukonzepte und den Aufbau regionaler Vermarktungs- und Wertschöpfungsketten. (Dies sind nur ein paar Beispiele, die Liste der Vorschläge ließe sich sicher noch erweitern).
  5. Es wäre sinnvoller gewesen das Geld gezielt über Umweltprogramme der Länder zu verteilen. Das jetzige Programm wird dazu führen das kleinere Betriebe nicht daran teilnehmen werden (ein 40 ha Betrieb wird zum Beispiel auch mit Förderung nicht in eine teure Pflanzenschutztechnik investieren können). Die Wirkung für den Klima- und Umweltschutz ist so geringer (und damit wird das Programm ja begründet). Das Geld müsste breiter in die Fläche verteilt werden. So ist es am Ende ein weitere Beschleunigung für den Strukturwandel
  6. Viele Kollegen haben in den letzten Monaten und Jahren versucht sich mit Ideen und Konzepten einzubringen. Viel Zeit wurde dafür aufgebracht. Allerdings wird immer deutlicher, dass dieser Einsatz nicht wirklich etwas bringt. Gerade dieses Programm macht es sehr deutlich. Immer wieder wurde betont, dass Förder-programme, die über Flächen und/oder Investitionszuschüsse abgewickelt werden, nicht bei den Betrieben ankommen. Das Geld wird eigentlich nur durchgereicht. Doch trotzdem wird dieser Weg immer wieder gegangen. Und dafür feiert sich die Politik auch noch. Es ist frustrierend.

Dies ist keine Kritik an der Landtechnikbranche. Die Hersteller bekommen dies Programm ja auch nur vorgesetzte, müssen damit arbeiten und versuchen natürlich das Optimum herauszuholen (würde ich auch so machen). Für manche Betriebe kann es natürlich auch ein nützliches Programm sein, da sowieso gerade investiert werden muss. In solchen Fällen ist dies natürlich ein willkommener Bonus.

Doch im Großen und Ganzen zeigt mir diese Programm das Versagen der politischen Entscheidungsträger. Mit den Praktikern wird sich nicht mehr wirklich ausgetauscht und wenn ja werden Kritik, Vor- und Ratschläge nicht angenommen und weiter die Agenda durchgezogen.

Um zu meiner Überschrift zurückzukommen: Auch wenn die Bauernmilliarde vielleicht gut gemeint war, um der Landwirtschaft zu helfen (wobei ich selbst da meine Zweifel habe), ist die Umsetzung auf jeden Fall sehr schlecht gemacht.

Schöne Grüße

Euer Ackerbauer Phillip Krainbring

15 Gedanken zu „Die Bauernmilliarde“

  1. Moin
    Dem kann ich nur so zustimmen aber was noch dazu kommt ist, das es mal wieder nach dem „Windhund Prinzip“, also wer zu erst da ist bekommt auch was ab, abläuft und grade bei den baulichen Anlagen wie Mistplatten oder Güllebehälter, die wirklich was bringen, kommt kein Geld mehr an. Denn wenn ich überlege wie lange das Genehmigungsverfahren für solche Anlagen dauert, braucht man gar nicht auf das Geld „hoffen“.

    1. Es gibt ja jedes Jahr, insgesamt für 4 Jahre ein Budget. Ich weiß nicht, ob man automatisch in die nächste Runde rutscht, wenn das Budget im laufenden Jahr aufgebraucht ist. Sollte das nicht so sein, hat man 4x die Chance zum Zug zu kommen. Bis dahin sollte ein Bauvorhaben auch genehmigt sein. Bzw. kann man vielleicht den Antrag auf Förderung schon ohne Baugenehmigung stellen?
      Ich finde es auch nicht ganz glücklich gelöst…

      1. Phillip Krainbring

        Es ist die Frage, ob das ganze über 4 Jahre läuft oder ob es über 4 Jahre verteilt wird. Die Frage konnte mir noch niemand so genau beantworten. Wenn wirklich in jedem Jahr die Möglichkeit einer neuen Runde besteht, haben bauliche Anlagen vielleicht eine Chance. Sonst wird das wohl nichts.

  2. Hans-Hinrich Heuer

    Und es muß erwähnt werden , das die &0 % an Eigenmitteln fremdfinanziert werden müssen ! Also verdienen neben der Baubranche und den Landtechnikfirmen auch noch die Banken ! Kleine und mittlere Betriebe werden sich das 3 mal überlegen , zu investieren ! Also wieder nur Förderung von Großbetrieben ! Und für den Steuerzahler und Verbraucher sieht es wieder so aus …..es fließen wieder viele Millionen ( 1 Millarde) an Subventionen in die Landwirtschaft !

  3. Dieses Programm scheint mir wenig bis garnicht durchdacht zu sein! Aber leider ist es wohl typisch für diese „Regierung“! Dort wird in anderen „Realitäten“ gedacht – ganz sicher nicht im Sinne der Landwirte! Gibt es in diesem Ministerium genau so wenig Fachleute wie im Gesundheitsministerium?!

    1. Phillip Krainbring

      Ich kenne mich im Gesundheitsministerium nicht aus. Aber nach dem Kommentar würde ich behaupten, dass man sich in beiden Ministerien etwas von der Realität entfernt hat. 😉

      1. In der Außenwirkung hat man Geld in die Finger genommen um bei Corona zu helfen, den Bauern zu helfen und der Umwelt zu helfen…….aber insbesondere hat man der Industrie und sich selber für den Wahlkampf geholfen höchstens 5 % unserer Gesellschaft blicken durch das sie eigentlich betrogen werden……..die drucken Geld im übrigen Geld und das nächste Paket wird kommen………
        Stahlbauten wurden jetzt so gefördert,
        Tierwohl wird jetzt so gefördert,
        Waldwirtschaft das selbe…….

  4. Ich finde die Verteilung der Bauernmilliarde auch mehr als unglücklich. Allerdings geht das nach dem gleichen Prinzip schon seit Langem im AFP bzw. EFP. Nur halt ohne den Zwang zum Kredit.
    Der Vollständigkeit halber sollte im Text noch erwähnt werden, was mit den restlichen rund 200 Mio. passiert, die nicht in die Investitionsförderung gehen.

  5. Es ist irgendwie so, als wäre kein Geld mehr da was zur Unterstützung dienen soll. 40 % bekommt man an Zuschuß, 60 % muss in der Regel finanziert werden. Auf diese 100% zahlt man dann 19% Steuern. Wieviel Zuschuß bleibt da eigentlich übrig?
    Hauptsache die Industrie wird angekurbelt.

  6. eine wirkliche Entlastung für kleine Betriebe ( sowie der Meinige einer ist ),
    wäre gewesen, wenn es auch Förderung
    auf die überbetriebliche Nutzung dieser
    durch die sogenannte Bauernmilliarde subventionierten Gerätschaften geben würde. Eine eigene Investition in solche
    Maschinen ist für kleine Betriebe betriebswirtschaftlicher Blödsinn.

  7. Pingback: Bauernmilliarde: Gut gemeint? Schlecht gemacht! – Fiki2s.net

  8. Was denkt Ihr darüber das dieses Geld aus dem Corona Top kommt???
    Lohnunternehemer und die Großlandwirtschaft sowie die Industrie wird gefördert!
    Denke die Flächen werden den selben Leuten bald gehören……..das ganze ist unqualifiziert und eine Frechheit!
    Wettbewerbsverzerrung pur!

  9. Pingback: Herzlich Willkommen in der politischen Blase – erklaerbauer.de

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